Die litauische Firma Lifosa verweigerte die Antwort auf die konkrete Frage: „Sind Sie bereit, auf Einfuhren von Phosphaten aus der besetzten Westsahara zu verzichten?“ Daraufhin haben die Vereinten Nationen dieses Unternehmen aus ihrem “Global Compact“ ausgeschlossen. Der „Global Compact“ ist eine Initiative der Vereinten Nationen, sich an Privatfirmen richtet, die bereit sind, bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten.
Photo: Eurochem.ru
Der litauische Düngemittelhersteller Lifosa gestand im vergangenen Jahr gegenüber WSRW, im grossen Stil Phosphatimporte aus der Westsahara getätigt zu haben.
Diese Einfuhren hat Lifosa allerdings in ihren jährlichen Rechenschaftsberichten gegenüber dem “UN - Global Compact“ verschwiegen. Damit hat das Unternehmen, das bereits seit 2005 als Mitglied des weltweiten Paktes ist, grob gegen seine Prinzipien verstoßen.
Der Global Compact ist eine Initiative der Vereinten Nationen für Unternehmen weltweit zur Einhaltung grundlegender Prinzipien in Sachen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und zur Bekämpfung aller Arten der Korruption.
„Hat Lifosa seit Beginn der ersten Einfuhren aus der Westsahara je einmal die formell anerkannte Vertretung des saharauischen Volkes kontaktiert und nachgefragt, ob die Handelstätigkeiten den Wünschen und Interessen der Saharauis entsprechen?“, fragte WSRW das Unternehmen in einem Brief vom 6. September 2010.
„Nein“, lautete die kurze Antwort des Generaldirektors der Firma in seiner Antwort vom 16. Nov. 2010.
Der rechtliche Dienst der Vereinten Nationen hat hierzu eindeutig festgestellt, dass die Ausbeutung und die Vermarktung aller Schätze der Westsahara nur dann zulässig wären, wenn dies die Zustimmung der betroffenen Bevölkerung fände. Ohne eine solche Zustimmung verstoßen derartige Aktivitäten gegen das Völkerrecht.
Im selben Brief verneint Lifosa den Abschluss langfristiger Vereinbarungen mit dem staatlich marokkanischen Phosphat-Monopolisten, Office Chérifien des Phosphates (OCP), erwähnt aber das vierteljährliche Unterzeichnen von Liefervereinbarungen. Das Unternehmen bestätigte folgende Importe aus der Westsahara: 250.000 t Rohphosphat im Jahr 2008, 120.000 t im Jahr 2009 und 465.000 t im Jahr 2010.
Am 1. Dezember 2010, wandte sich WSRW erneut mit einen Brief an Lifosa, und fragte an, ob Lifosa und ihre Mutterfirma EuroChem bereit wären, “dem Beispiel anderer internationaler, ethisch orientierter Düngemittelhersteller Folge zu leisten und die Einfuhr von Phosphaten aus der Westsahara zu beenden."
Nach sechsmonatiger Funkstille scheinen nun die Verantwortlichen des„Global Compact“ gehandelt und das Unternehmen von der Teilnehmerliste gestrichen zu haben. Die Streichung aus der Liste erfolgte am 3. Juni 2011. Der Vergleich der unten angefügten Tabellen aus der Webseite des UN-Global Compact vom 7. Mai 2011, mit jener vom 3. Juni 2011 bestätigt, dass Lifosa von der Liste gestrichen ist.
Von den an der UN-Initiative -„Global Compact“ teilnehmenden Unternehmen wird erwartet, dass sie auf die Bedenken der Zivilgesellschaft reagieren.
AB Lifosa ist der größte Düngemittel-Hersteller der baltischen Staaten und Branchenführer in der Europäischen Union. Sie ist eine Tochtergesellschaft des russischen Unternehmens EuroChem.
Die Webseite von “UN - Global Compact“ vom 7. Mai 2011 zeigt AB Lifosa als Teilnehmerin:
Die Webseite von “UN - Global Compact“ vom 3. Juni 2011 zeigt, dass AB Lifosa von der Teilnehmerliste gestrichen wurde.
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